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Kronika: časopis za slovensko krajevno zgodovino

"Ko prostitutko jeden zapusti, gre že drugi moški skozi vežna vrata"

(Ureditev prostitucije in življenje v javni hiši v Ljubljani na začetku 20. stoletja)

Avtor(ji):Bojan Cvelfar
Soavtor(ji):Stane Granda (odg. ur.), Janez Cvirn (gl. ur.), Katarina Kobilica (prev.), Niko Hudelja (prev.), Anton Šepetavc (lekt.)
Leto:1994
Založnik(i):Zveza zgodovinskih društev Slovenije
Jezik(i):slovenščina
Vrst(e) gradiva:besedilo
Datoteke (1)
Ime:kronika_42_1994_3.pdf
Velikost:12.02MB
Format:application/pdf
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Opis
Avtor je na podlagi arhivskega gradiva iz Zgodovinskega arhiva Ljubljana prikazal vsakdanje življenje prostitutk v ljubljanski javni hiši v desetletju pred prvo svetovno vojno.
Metapodatki (11)
  • identifikatorhttps://hdl.handle.net/11686/42598
    • naslov
      • "Ko prostitutko jeden zapusti, gre že drugi moški skozi vežna vrata"
      • (Ureditev prostitucije in življenje v javni hiši v Ljubljani na začetku 20. stoletja)
      • "When One Leaves the Whore, the Next Man Is Already Waiting at the Front Door"
      • (Regulation of Prostitution and Life in the Whorehouse in Ljubljana at the Beginning ofthe 20th Century)
      • "Wenn das Freudenmädchen vom Kunden verlassen wird, kommt bereits der nächste durch die Haustür"
      • (Die Regelung der Prostitution und das Leben in einem Freudenhaus in Ljubljana am Anfang des Jahrhunderts)
    • avtor
      • Bojan Cvelfar
    • soavtor
      • Stane Granda (odg. ur.)
      • Janez Cvirn (gl. ur.)
      • Katarina Kobilica (prev.)
      • Niko Hudelja (prev.)
      • Anton Šepetavc (lekt.)
    • predmet
      • prostitucija
      • Ljubljana
      • 19./20.st.
      • zgodovinski prikazi
    • opis
      • Auf Zeiten der Verfolgung von Prostitution folgten solche der Toleranz oder sogar der offiziellen Anerkennung. In Ljubljana vertrat man zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum Problem der Prostitution verschiedene Standpunkte. Die städtischen Behörden waren sich der sexuellen Wünsche und Bedürfnisse der "männlichen Welt" bewußt, die eine Zunahme der verdeckten Prostitution und der damit zusammenhängenden Geschlechtskrankheiten zur Folge hatten. Vor allem aus diesen Gründen waren die Ljubljanaer Stadtväter entschlossen, das älteste Gewerbe anzuerkennen und zu kontrollieren. Dabei stießen sie auf den heftigen Widerstand einiger, vor allem kirchlicher, Kreise (mit Bischof Jeglič an der Spitze), viele Menschen äußerten gegenüber einer solchen Lösung der Frage der Prostitution moralische Bedenken. Die erbittersten Gegner einer Legalisierung der Prostitution waren aber die Anrainer der Häuser, in denen die "Unkeuschen" wohnten. Ein Teil der Verantwortung für das Bestehen der Prostitution selbst kann auch dem männlichen Geschlechtstrieb zur Last gelegt werden. Da die Prostitution aber als soziales Problem angesehen wird, kann als bedeutende Ursache für die Existenz dieses "unsauberen Gewerbes" die Unzufriedenheit der jungen Frauen mit ihrer sozialen Stellung betrachtet werden. Den erhaltenen Archivmaterialien sind Angaben über Alter, Heimatberechtigung und Geburtsort der Prostituierten zu entnehmen sowie die Angaben über den Ort, in dem sie zuvor ihrem Gewerbe nachgingen. Aus Mangel an solchen Angaben wählte ich die Jahre 1905, 1907 und 1910. Die Analyse zeigt, daß das "Personal" des Ljubljanaer Bordells im Laufe der Jahre im Durchschnitt älter wurde, die meisten Prostituierten waren zwischen 21 und 25 Jahre alt. Die große Mehrheit der Prostituierten war im Ausland geboren, die meisten in Ungarn, dasselbe gilt auch für ihre Heimatberechtigung. Vor der Ankunft in Ljubljana war beinahe die Hälfte der Prostitutierten ihrem Gewerbe in größeren unweit von Ljubljana liegenden Städten (Triest, Graz. Villach und Klagenfurt) nachgegangen. Obwohl der überwiegende Teil der unter Aufsicht stehenden Prostituierten ihre Zimmer in zwei Häusern in der Zvonarska ulica 11 und 13 mieteten, verboten ihnen die städtischen Behörden nicht, auch anderswo zu wohnen. Die einzige Einschränkung bezog sich auf das Mieten von Zimmern in der Nähe von Schulen und Kirchen. Doch mancher Hausbesitzer wollte kein Zimmer an Prostituierte vermieten, so daß diese schließlich eine Unterkunft in einem Gasthaus bekamen, das bereits im schlechten Ruf stand. Die Nachbarn waren natürlich nicht darüber begeistert, daß in ihrer Nähe eine "verdorbene" Frau wohnte. Darum beeilten sie sich und zeigten sie anonym an. Diese Anzeigen waren voll von Übertreibungen. So beschwerten sich die Hausbewohner des Žabjak Nr. 3 über drei unter Aufsicht stehende Prostituierte, die über dem dortigen Gasthaus wohnten. Im Gasthaus in der Stiska ulica Nr. 1 wohnten noch im Februar 1905 zwei Prostituierte, sie zogen aber bald aus. Auch im Gasthaus bei Grčar in der Cerkvena ulica Nr. 19 standen den Gästen derartige Dienstleistungen zur Verfügung. Die Stadtpolizei mußte im Oktober 1905 aus der Wohnung in der Streliška ulica Nr. 20, die sich im Besitz des Mieters des Freudenhauses in der Zvonarska ulica Alojzij Kališ befand, zwei Prostituierte entfernen. Das einizige echte Bordell stellten in diesen Jahren zwei Häuser in der Zvonarska ulica Nr. 11 und 13 dar. Das Gründungsdatum ließ sich nicht feststellen, mit Sicherheit reicht es aber in die Zeit vor 1900. Im Jahre 1900 nennt die Volkszählung Matilda Löwy als Besitzerin beider Häuser, was auch für die Volkszählung im Jahre 1910 gilt. Die Besitzerin muß spätestens im Mai 1904 diese Tätigkeit aufgegeben haben, spätestens am Anfang des Jahres 1905 wurde das Bordell von Alojzij Kališ gemietet. Währenddessen erkundigte sich der Stadtrat, wie die Prostitution in einigen anderen Städten geregelt war und gab "Anweisung, wie die Prostitution in Ljubljana zu beaufsichtigen sei". Die Wohnverhältnisse in den beiden Häusern könnte man als gut bezeichnen. Bei einem sanitären Augenschein der beiden Häuser im Jahre 1907 machte die Kommission nur einige unbedeutende Bemerkungen. Bessere Wohnverhältnisse herrschten im Haus Nr.11, das neueren Datums war und in welchem in neun Zimmern "bessere" Prostituierte wohnten. In dem anderen, etwas älteren Haus gab es acht Zimmer. Prostituierte beklagten sich wegen der Wohnverhältnisse kaum, auch mit der Miete waren sie sehr zufrieden. Für Zimmer, Kost und alle Nebenkosten mußten sie täglich - je nach Zimmer - ungefähr 10 Kronen entrichten. Als die Prostituierten noch nicht im Bordell verköstigt werden konnten, waren sie gezwungen, die Mahlzeiten in einem Gasthaus einzunehmen oder das Essen von dort abzuholen. Als der Mieter beider Häuser eine Köchin eingestellt hatte, waren die Prostituierten sehr zufrieden, weil die Wirtskost teuerer und schlechter war. Dennoch gab es einige Beschwerden wegen schlechter Kost, obwohl diese vom Stadtphysikus mehrmals kontrolliert wurde und immer als wohlschmeckend, die Mädchen selbst aber als gutemährt bezeichnet wurden. Um weitere Konflikte zu vermeiden, schrieben die städtischen Behörden dem Mieter Kališ vor, wie und zu welchem Betrag die Prostituierten verköstigt werden müßten. Kališ hielt sich auch mehr oder weniger daran. Um in den beiden Freudenhäusern Ordnung und Ruhe zu sichern, wurde der Hausmieter am Anfang des Jahre 1907 dazu verpflichtet, in den beiden Fluren einen Aushang mit den wichtigsten Bestimmungen der Hausordnung anzubringen. Neben zwei Pförtnern sorgte ständig ein Stadtpolizeiwachmann für Ordnung. Nach neun Uhr abends mußten die Prostituierten zu Hause sein. Sie durften ihr Gewerbe nicht in den meist frequentierten Straßen des engeren Stadtkerns ausüben, ebenso durften sie die vornehmen Gaststätten und Kaffeehäuser in den verbotenen Straßen nicht frequentieren. Dennoch hielten sich die Prostituierten nicht an diese Einschränkungen. Vor allem waren bei ihnen verbotene nächtliche Ausgänge beliebt, die meistens in einer angeheiterten Männergesellschaft in einem Gasthaus endeten. Oft gerieten sich die Prostituierten aus verschiednenen Gründen in die Haare. Zu Streitigkeiten kam es sogar um die Kunden, obwohl die Hausordnung genau bestimmte, wie diesbezüglich zu verfahren sei. Meistens lag die Ursache für den Streit im Alkoholkonsum. Ein Wortwechsel artete oft in Handegreiflichkeiten aus. Auch die Gäste bereiteten nicht selten Schwierigkeiten. Mal suchte ein Weltverbesserer das Freudenhaus auf, der die Mädchen zu überreden versuchte, eine anständige Arbeit zu finden, mal erwies sich ein Kunde als Dieb. Kunden und Prostituierte gerieten sich meistens in die Haare wegen der Bezahlung der gebotenen Dienstleistungen. Diesen Auseinandersetzungen ist der Preis zu entnehmen, den der Kunde der Prostituierten zu bezahlen hatte. Er differierte zwischen zwei und vier Kronen. Die Prostituierten waren auch mit dem angebotenen Trinkgeld ("Strumpfgeld") nicht immer ganz zufrieden. Manchmal begannen die Gäste sogar zu randalieren, meist infolge hohen Alkoholkonsums. In der Regel trugen die Randalierer die Soldatenuniform, belästigten und beschimpften zuerst die Prostituierten, später noch den Pförtner und den Polizeiwachmann. Wenn sie aggressiv genug waren, konnte es zu einem richtigen Handgemenge kommen.
    • založnik
      • Zveza zgodovinskih društev Slovenije
    • datum
      • 1994
      • 01. 01. 1994
    • tip
      • besedilo
    • jezik
      • Slovenščina
    • jeDelOd